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Dokumente zur Schulddebatte nach 1945 in Westdeutschland auf einer >angeschlossenen Seite
Links und Infos
“Wieso kamen die meisten NS-Verbrecher straffrei davon?” fragt die ZEIT im Interview mit Ferdinand von Schirach über seinen Roman Der Fall Collini und das dem realen Vorgang, auf den sich der Roman bezieht, zugrunde liegende “Dreher-Gesetz”.
Der Frankfurter Auschwitz-Prozess: Online-Dokumentationen des Hessischen Rundfunks, des Wollheim Memorial, des Holocaust History Project, Infos und Links auf Planet Wissen. Audio-Archiv: Digitalisierter Tonbandmitschnitt des 1. Frankfurter Auschwitz-Prozesses miot zusätzlichen Infos auf der Website des Fritz-Nauer-Instituts
Aktuell: „Im Labyrinth des Schweigens“. Infos zum Film und zum historischen Hintergrund Filmbesprechung auf kino.de.
Unser Kommentar: Mit der künstlerischen Freiheit des Spielfilms, aber getreu zu den historischen Fakten führt der Film auf packende Weise in die Welt der späten 50er Jahre, als in der Bundesrepublik die Nazi-Verbrechen, die noch zehn Jahre zuvor in den Nürnberger Prozessen erstmals für die Hauptverantwortlichen geahndet worden waren, verdrängt wurden und vollständig vergessen schienen. Im Mittelpunkt steht ein junger Staatsanwalt in Frankfurt, der zufällig mit dem Thema Auschwitz konfrontiert wird, von dem er nichts wusste, und im Hintergrund Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der schon in dieser Richtung aktiv ist, aber sich selbst unter Kollegen bedeckt hält. Unter seiner Leitung wird es zum ersten großen Prozess vor einem deutschen Gericht über NS-Verbrechen kommen. Zuvor aber stellt sich ihnen das Labyrinth des Schweigens entgegen. Es ist wie eine Art Krimi über die Ermittlungen, die von fast allen Seiten verhindert werden sollen, die Suche nach den Opfern, denen man Gehör verschaffen will, und die Jagd nach den Tätern, die man festnehmen will.
Heraus kam nach fünfjährigen Ermittlungen – und genauso lange hat der Film dafür gebraucht – der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963, der noch nicht endgültig aber maßgeblich dazu beigetragen hat, dass man sich die Verbrechen der Nazi-Zeit überhaupt ins Bewusstsein rief und den Beginn einer langjährigen Aufklärungsarbeit und Diskussion über die Schuldfrage anstieß, die letztlich bis heute anhält.
Der Film endet mit dem Beginn des Prozesses, er zeigt, wie es überhaupt dazu kam, und liefert dadurch ein Porträt der Bundesrepublik der 50er und 60er Jahre. Über die dargestellten Ermittlungen zu Auschwitz wirft er aber auch noch einmal einen Blick auf das, was Auschwitz war.
Filmbesprchungen (z.T. mit weiterführenden Links zum Thema) auf ZEIT ONLINE, Deutsche Welle, Welt.de, FAZ.net
Ausgerechnet die Frankfurter Rundschau, deren Mitarbeiter Thomas Gnielka entscheidend zum In-Gang-Setzen des Auschwitz-Prozesses beitrug (>Rundschau 2004, 2014a, 2014b) kommentiert den Film überwiegend negativ, die Kritik am “Genre-Film”, in Bezug auf amerikanische Filme würde man sagen: Hollywood-Kino, ist völlig deplatziert und könnte so auch “Schindlers Liste” gelten. Der Kunstgriff, nicht Fritz Bauer, sondern einen unbedarften Staatsanwalt in den Mittelpunkt zu stellen (ohne dass Fritz Bauer deswegen zu einer Nebenrolle würde), der mehrere Personen der Realität in sich vereint, ist ein gelungener Coup, weil der “Held” selbst in dem Widerspruch lebt, den er durch die Recherchen zu Auschwitz aufdecken will: dass er erstens selbst nichts davon gewusst hat und dass er auch dachte, sein Vater, im Krieg verschollen, sei aufrecht für die Wahrheit eingestanden, während er in Wirklichkeit ebenfalls Parteimitglied gewesen war. Diese Dramatisierung bringt den Konflikt viel näher an den Zuschauer heran, als es eine schematische Gegenüberstellung in Schwarz/Weiß zwischen den Strafverfolgern als Helden und den Tätern von damals bzw. dem Labyrinth des Schweigens in der Zeit danach gewesen wäre.
Weiteres folgt...
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