2. Der Genozid an den Armeniern - Webseiten zum Thema
Zug von Armeniern unter Bewachung osmanischer Soldaten beim Verlassen der Stadt Karphert (türk. Harput) in Ostanatolien, einst gemischt armenisch-kurdisches Siedlungsgebiet. Aufnahme des US-amerikanischen Roten Kreuzes, erstmals vor 1923 veröffentlicht. Wikimedia Commons
Die ausführliche Darstellung des Ereignisses und seiner Umstände inkl. der Vorgeschichte des armenisch-türkischen Konflikts im 19. Jh. mit Verweisen auf eine umfangreiche wissenschaftliche Literatur auf Wikipedia sowie zu den politischen Kontroversen der letzten Jahre um die öffentliche Anerkennung und Verurteilung des Genozids um die kann hier als Einstieg empfohlen werden.
Übersichtliche Darstellungen zum Einstieg liefern auch die Deutsche Welle und Die Zeit (2005).
Ein großes Angebot von Dokumenten aus deutschen und britischen Archiven zum Völkermord an den Armeniern inklusive dessen Vorgeschichte bieten Wolfgang und Sigrid Gust auf ihrer Website Armenocide.net Wolfgang Gust hat seit 1993 zahlreiche Veröffentlichungen zur Thematik und ihrem politisch-historischen Kontext herausgebracht. Auf der Website gibt es auch eine Gegenüberstellung von manipulierten und nicht manipulierten Dokumenten dieses politisch so brisanten Themas.
Mit dem Film Aghet - Ein Völkermord von Erich Friedler hat der NDR eine hervorragende und vermutlich die bislang beste Dokumentation des Genozids an den Armeniern produziert, Erstausstrahlung in der ARD am 9.4.2010, zuletzt ausgestrahlt auf Arte am 20.4.2011 (zum Film siehe NDR). Nicht nur das Wie sondern auch das Warum wird eindrucksvoll beleuchtet, darunter auch die Seite derjenigen, die den Opfer halfen, wie auch die Seite der Deutschen, die dies noch im Nachhinein zu vertuschen halfen. So bekam der Film sicher zu Recht den Grimme-Preis 2010 und in den USA den Armin T. Wegner Humanitarian Award.. Echos in der ZEIT, im Spiegel und in der FAZ mit einer Bildsammlung auf FAZ-Net. Siehe auch dazu den Eintrag auf Wikipedia.
Aus der Fülle der Dokumente sei hier auf den Bericht von Wilhelm Litten auf Armenocide aus der Endphase der Deportationen in die Wüste verwiesen, Febuar 1916. W. Litten ist einer der Hauptaugenzeugen des Geschehens vor Ort. Er war deutscher Konsul in Täbris, Persien, bis 1915, als er kriegsbedingt nach Bagdad (im Osmanischen Reich) abgeordnet wurde.
Das Lepsiushaus Potsdam, Bibliothek und Archiv von Johannes Lepsius (evangelischer Theologie, Orientalist und Zeitzeuge der Massaker an den Armeniern) und wissenschaftliches Diskussionsforum, hat zahlreiche der dort gehaltenden Vorträge. Das Buch von Johannes Lepsius, Deutschland und Armenien 1914-1918. Sammlung diplomatischer Aktenstücke, Potsdam (Tempelverlag) gibt es online bei archive.org.
Eine englischsprachige Website zum Thema, auf die u.a. auch von Wikipedia (s.o.) verwiesen wird, ist armenian-genocide.org, ins Netz gestellt vom Armenian National Institute in Washington. Hier gibt es Foto- und Textmaerial sowie eine Karte, die die komplexe Organisation der Deportationen veranschaulicht, außerdem der Urteilsspruch (Todesurteil) des türkischen Militärgerichts im Juli 1919 für die drei politischen Hauptverantwortlichen für den Genozid: Talaat Pascha, ehem. Innenminister und Großwesir (svw. Premierminister), Enver Effendi (auch Enver Pascha genannt), ehem. Kriegsminister, Djemal Effendi, ehem. Marineminister (Cemal Pascha) und Dr. Nazim Bey, ehem. Erziehungsminister. Alle Angeklagten hatten sich zuvor dem Prozess durch Flucht nach Deutschland entziehen können. Zur Bedeutung des Prozesses siehe den Vortrag von Rolf Hosfeld, “Ein Völkermordprozess wider Willen” im Lepsiushaus Potsdam (s.o.). Bei den Fotos handelt es sich u.a. um Aufnahmen von Armin T. Wegner, einem anderen Hauptzeitzeugen, die mit Erlaubnis des Wallstein-Verlages auf die Webseite gestellt wurden.
Von Armin T. Wegner erschien 2011 im Wallstein-Verlag auch der Vortrag, den Wegner unmittelbar nach Kriegsende zur Bekanntmachung des Verbrechens gehalten und dabei auch seine aus der Türkei geschmuggelten Fotos gezeigt hat. Eine Besprechung des Buches gibt es auf D-Radio.de, eine beträchtliche Auswahl der Fotos auf der o.g. Seite von Armenian Genocide. Zur Biografie Wegners siehe auch bei der Wegner-Gesellschaft, v.a. “Zivilcourage als Programm”. Der Augenzeugenbericht von Wegner, damals als Lichtbildvortrag gehalten (heute würde man sagen: Präsentation) wurde in Buchform gebracht 2011 erstmals veröffentlicht, siehe unten Bibliographie.
Die Auseinandersetzung um die Frage der Anerkennung des Genozids an den Armeniern ist z.T. auf der Website der Arbeitsgruppe Anerkennung e.V. - gegen Genozid, für Völkerverständigung (AGA), u.a. mit Beiträgen ihrer Vorsitzenden Tessa Hofmann, dokumentiert. Außerdem bietet die Seite zahlreich Bild- und Textdokumente, so eine Sammlung deutscher Aktenstücke: hier.
Der Völkermord an den Armeniern (1915-1916) ist auch eines der Themen bei Genocide Alert e.V. mit analytischer Darstellung und Links zur Quellen (deutschsprachig).
Das Fritz Bauer Institut hat sein Bulletin Nr. 15 dem Völkermord an den Armeniern gewidmet, 2016.
Das Fritz Bauer Forum hat eine Webseite zum Thema: Aghet - Der Völkermord in Armeien 1915/16
Digitalisiert: Downloads von Büchern aus dem Ersten Weltkrieg oder kurz danach, von archive.org, zusammengestellt auf der Seite zum Ersten Weltkrieg von wordpress.com: hier.
Umfassende Dokumentensammlung 1909-28 auf Armenocide.
3. Bibliographie / Aktuelle Buchveröffentlichungen:
Armin T. Wegner: Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste. Ein Lichtbildvortrag. Herausgegeben von Andreas Meier, Nachwort: Wolfgang Gust. Göttingen (Wallstein) 2011.
Wolfgang Gust (Hrsg.): Der Völkermord an den Armeniern 1915/16: dokumente aus dem Politischen Archiv des deutschen Auswärtigen Amts. Springe (zu Klampen) 2005.
Jürgen Gottschlich: Beihilfe zum Völkermord: Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier, Berlin (Chr. Links), 2015.
Rolf Hosfeld: Tod in der Wüste. Der Völkermord an den Armeniern, München (C.H. Beck), 2015.
Michael Hesemann: Völkermord an den Armeniern, München (Herbig), 2015.
Tessa Hofmann (Hg.): Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Christen im Osmanischen Reich 1912-1922, Münster (Lit), 2004ff. (Neuauflagen des Buches bis heute).
Eine umfassende Bibliographie deutsch- und englischsprachiger Veröffentlichungen gibt es auf der Website der Deutsch-Armenischen Gesellschaft
Ronald Gregor Suny: On the Armenian Genocide, April 2015. Origins - Current Events in Historical Perspective, Ohio State University & Miami University
Taner Akçam: Tötungsbefehle. Talat Paschas Telegramme und der Völkermord an den Armeniern. Mit einem Vorwort von Cem Özdemir. Weileswist-Metternich (Velbrück Wissenschaft) 2019.
4. Angebote für den Unterricht
Das Dossier Aghet - Genozid an den Armeniern der Bundeszentrale für politische Bildung liefert Analysen und historisches Bildmaterial mit Literaturangaben sowie Beiträge zur kontroversen Debatte.
Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung (LISA) Sachsen-Anhalt: Dialog 28: Genozid als Thema schulischen Unterrichts - Handreichungen. Halle (Saale) 2015, Beiträge von Franz Kircher u.a., Preis: 5.- (offenbar nicht mehr online)
Christopher G. Brandt: Der Völkermord an den Armeniern. Bausteine für eine Unterrichtsreihe. Materialien, Lepsiushaus Potsdam, 2015, Bestellung kostenfrei.
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat ein Dossier Aghet - Genozid an den Armeniern online herausgegeben. Darunter gibt es auch den Beitrag von Martin Stupperich (Geschichtslehrerverband Niedersachsen): Der Völkermord an den Armeniern im Schulunterricht. Stupperich setzte in gewisser Weise den Startschuss für das Thema Armeniergenozid im Unterricht durch einen Workshop 2012. Daraus gibt es didaktisch-methodische Handreichungen für den Umgang mit dem Thema im Unterricht online (nicht mehr aktuell).
Deutscher Bildungsserver: 100 Jahre Völkermord an den Armeniern
Keine direkte Zusammenstellung für den Unterricht, sondern ein umfangreiches Online-Archiv mit Dokumenten aus deutschen, britischen und dänischen Archiven nicht nur zum Genozid 1915/16, herausgegeben von Wolfgang und Sigrid Gust, sowie anderen bietet in chronologischer Ordnung die bereits oben erwähnte Website armenocide.net. Der erfasste Zeitraum geht von 1909 bis 1928 und umfasst die Vor- und Nachgeschichte, die innenpolitische Entwicklung sowie den Kontext des 1. Weltkrieges. So wird z.B. auch das Massaker an Christen in der Region Adana 1909 einbezogen. Eine fachliche Einleitung in jede Dokumentenreihe erleichtert die Orientierung und das Verständnis.
Ein pädagogisches Dossier zum Thema “Armenier” gibt es bei Lehrerfortbildung Baden-Württemberg, darunter einen Teil zur Frage nach der deutschen Verstrickung in den Genozid (hier)
Volker Schult: Die deutsch-türkischen Beziehungen. Von den Türkenkriegen bis zur Gegenwart, Wochenschau-Verlag, 2015, Geschichte unterrichten: Arbeitsblätter, Materialien, Unterrichtsvorschläge (hier). Die Quellensammlung ermöglicht die Einordnung des Armenier-Genozids in den größeren historischen Kontext.
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