3. “Wie aus heiterem Himmel”? Fakten rund um das Attentat nach dem Buch von Annika Mombauer: Die Julikrise
Tod in Sarajewo 28.6.1914
1. „Wie ein Blitz aus heiterem Himmel“? (Berliner Lokalanzeiger am 29.6.1914 zum Attentat)
Kleine Geschichte der Attentate und Attentatsversuche bis 1914:
1894: Ermordung des französischen Präsidenten Carnot durch einen italienischen Anarchisten
1898: Ermordung der Kaiserin Elisabeth („Sissi“) durch einen italienischen Anarchisten in Genf
1900: Ermordung des italienischen Königs Umberto I. durch einen Anarchisten
1901: Ermordung des amerikanischen Präsidenten McKinley durch einen Anarchisten
1903: Ermordung des serbischen Königs Alexander und seiner Frau im Zuge einer Verschwörung des Offizierskorps um den Offizier Dragutin Dimitijević, genannt „Apis“, wegen der relativ österreichfreundlichen Politik des Königs
1910: gescheitertes Attentat auf den österreichischen Kaiser Franz Josef in Sarajewo durch einen bosnischen Attentäter
1913: Ermordung des griechischen Königs Georg I. durch einen makedonischen Anarchisten
Januar 1914: Gescheitertes Attentat auf den österreichischen Gouverneur Bosniens, Oskar Potiorek, durch die revolutionäre Gruppe „Mlada Bosna“ („Junges Bosnien“)
15. Juni 1914: Attentatsversuch auf den kroatischen Militärbefehlshaber in Bosnien-Herzegowina, von Vareš.
Attentat vom 28.6.1914 in Sarajewo: Durchgeführt von Mitgliedern der „Mlada Bosna“ im Auftrag der serbischen Untergrundorganisation „Schwarze Hand“, geleitet vom Chef des serbischen Militärgeheimdienstes Dragutin Dimitijević, genannt „Apis“ (siehe oben)
2. „Ich komme hierher als Gast und Ihr Volk begrüßt mich mit Bomben!“ Willkommensrede Franz Ferdinands am Mittag des 28.6.1914 im Rathaus von Sarajewo
Am 28.6., nach 10 Uhr, missglückte ein Attentat mit einer Bombe auf den Wagen des österreichischen Thronfolgers. Zuvor hatte schon ein anderer Attentäter einen Bombenanschlag vermasselt. Später glückte das Attentat von Gavrilo Princip mit einer Pistole. Die drei Täter gehörten der Gruppe „Mlada Bosna“ an (siehe oben).
Der serbische Premierminister Nicola Pasić, der von der Verschwörung erfahren hatte, versuchte zuvor die österreichische Regierung zu warnen. Diese Warnung wurde jedoch nicht ernst genommen.
Der Besuch in Sarajewo fand am „Veitstag“, dem Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 statt, als die Serben den Türken unterlagen. Dieser Gedenktag gilt in Serbien als „heiliger Tag“. Der Besuch fand außerdem im Zusammenhang mit österreichisch-ungarischen Militärmanövern in Bosnien-Herzegowina statt.
Der Thronfolger Franz Ferdinand war aus verschiedenen Gründen in Wien keineswegs beliebt gewesen. Ein Grund war seine nachsichtige Haltung gegenüber den Minderheiten in der Habsburger Monarchie, so war er auch ein Gegner des Krieges. Hohe österreichische Politiker äußerten sich insgeheim anlässlich der Übergabe des Ultimatums an Serbien am 28. Juli so: „Die Welt weiß nicht, dass der Erzherzog immer gegen Krieg war. So hat er uns durch seinen Tod zu der Energie verholfen, die er nie aufbringen wollte, solange er lebte!“
Das „Begräbnis dritter Klasse“ für Franz Ferdinand und seine Frau (der ein offizielles Begräbnis vorenthalten wurde) bestand aus einer Trauerfeier von 15 Minuten, bei der Kaiser Franz Josef nicht einmal anwesend war. Kommentar eines Journalisten der London Times: „..wie ein Hund begraben.“
Nach: Annika Mombauer: Die Julikrise. Europas Weg in den Ersten Weltkrieg. München (Beck) 1914, S. 27—36, ergänzt durch Wikipedia
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