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Stalin, Mao und der Koreakrieg

im Aufbau...

Der Ost-West-Konflikt schien die Welt in zwei Hälften oder jedenfalls zwei politische Lager zu teilen, die auch noch im historischen Rückblick die gesamte Weltpolitik einer “bipolaren Ordnung” unterwarfen. So gilt der Koreakrieg als erster der sogenannten “Stellvertreterkriege” - ein Begriff, der suggeriert, dass die Akteure dabei quasi nur Schachfiguren auf dem Spielfeld zwischen Moskau und Washington waren (vgl. Wikipedia). Aber war es denn so? Spätestens seit den 1990er Jahren, als sowjetische bzw. russische und chinesische Archive zugänglich wurden, wird deutlich, dass die Darstellung der Entstehungsgeschichte des Koreakrieges in den Erinnerungen des Stalin-Nachfolgers Nikita Chruschtschow [1] von 1970 im Großen und Ganzen zutreffend sind, wonach die Bedeutung des chinesischen Partei- und Regierungschefs Mao Tse-tung (Mao Zedong) höher und Stalins Rolle entsprechend geringer bewertet werden muss.

Chruschtschow war 1964 entmachtet worden und starb kurz nach der Veröffentlichung des Buches. In seinen Erinnerungen, die damals zunächst umstritten waren und nach einigem Zögern als authentisch betrachtet wurden [2], erzählt der damalige Vertraute Stalins, der sein Nachfolger und Kritiker werden sollte, dass Stalin sich in dem Dilemma befand, dem nordkoreanischen Staatschef Kim Il sung den als realistisch dargestellten Plan zur Eroberung Südkoreas nicht abschlagen zu können, andererseits aber keine Konfrontation mit den USA riskieren zu wollen. So ließ Stalin Kim gewähren und zog aber die sowjetischen Militärberater zurück, als die nordkoreanische Offensive begann, und tat überhaupt alles um den Eindruck zu vermeiden, dass die Sowjetunion daran beteiligt war. Freilich kämpften die Nordkoreaner mit Waffen, die zum Teil über China geliefert worden waren. Der Rückzug der Militärberater war für Chruschtschow jedoch der Grund dafür, dass der nordkoreanische Vormarsch kurz vor der Eroberung ganz Südkoreas ins Stocken kam: “Also wurden unsere Berater abberufen. Infolgedessen hatte die nordkoreanische Armee von Anfang an Schwierigkeiten. [...] Ohne unsere Hilfe hätte er [= Kim] keine Chance gehabt; aber diese Hilfe hatte nur aus Waffenlieferungen bestanden. Hätten wir ihm nicht die Unterstützung durch militärische Fachleute verweigert, die in der Lage gewesen wären, die nordkoreanischen Verbände richtig einzusetzen und die Operationen zu leiten, so würde Nordkorea zweifellos gesiegt haben.” (S.  346).

 

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1. und 2. Phase des Koreakrieges Karten aus Wikimedia Commons

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Kim Il sung versprach Stalin, dass es nach der Überschreitung der Grenze einen Aufstand im Süden gegen das Regime von Syngman Rhee geben werde. Tatsächlich gab es Kommunisten im Untergrund, doch ein Aufstand fand nicht statt. Dagegen hatten die Nordkoreaner eine militärische Überlegenheit, die ihnen innerhalb von zwei Monaten einen Vorstoß bis an die Südküste und die Einnahme fast des ganzen südkoreanischen Gebietes ermöglichte, bis auf die Region von Pusan, wo dann UN-Truppen, im Wesentlich aus us-amerikanischen Streitkräften gebildet, landeten und die Gegenoffensive begannen.

Die Landung der UN- bzw. US-Truppen im Süden sowie im Rücken der feindlichen Front an der Küste vor Seoul erlaubte eine noch schnellere Rückeroberung des südkoreanischen Gebietes innerhalb zweier Wochen und die Überschreitung der Grenze am 38. Breitengrad.

Wird fortgesetzt...

Am 5. September 1950 erklärte Mao in einer Rede über “Die Lage im Koreakrieg und unsere Politik“, dass “die chinesische Revolution eine globale Bedeutung hat - sie war die erste erzieherische Lektion, die den Menschen der Welt vom Osten her gegeben wurde. Dier zweite ist der Koreakrieg.” zit. und übersetzt aus Wang Hui: China’s Twenthieth Century. Revolution, Retreat and the Road to Equality, London / New York (Verso), 2016, S. 110.

 

 

 

 

[1] Nikita S. Chruschtschow: Chruschtschow erinnert sich, herausgeg. von Strobe Talbott, Reinbek b. Hamburg (Rowohlt) 1973...1992 [Orig.: Krushchev remembers, Boston 1970];

[2] Vgl. z.B.: Karl-Heinz Janßen: Echt oder gefälscht? Die Welt rätselt über Nikita Chruschtschows Memoiren: Aus wessen Feder und zu welchem Zweck? Stimme aus der Vorhölle. Der frühere Kremlchef in westlichen Publikationen, in: Die Zeit, 27.11.1970, Zeit Online; Heinz Brahm: “Chruschtschow erinnert sich”: Rohmaterial für Memoiren, Köln (Bundesinstitut für Ostwissenschaftliche und internationale Studien) 1973. Online auf VifaOst

 

Links und Infos:

The Journal of Conflict Studies, The GEGG CENTRE for the Study of War and Society,  Vol. XXII No. 1 Spring 2002
Dean Acheson's Press Club Speech Reexamined

by James I. Matray hier

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