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Geschichtslehrer/innen Forum
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- Weltgeschichte - Indien und wir
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Wolfgang Geiger
Indien und Europa – eine interkulturelle Beziehung seit mehr als 2000 Jahren. Themen und curriculare Anknüpfungspunkte
Vortrag auf dem Historikertag 2016 in Hamburg, Einleitung zu der von mir geleiteten Sektion Indien und wir am 21.9.2016. Die Präsentation konnte hier nicht 1:1, aber doch weitgehend eingearbeitet werden.
Besprechungen: HSozKult (Sammelrezension), HSozKult (zur Sektion)
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Abstract: Antike griechische Quellen beschreiben Indien als ein Land von Goldreichtum und Baumwolle, aus der man Kleidung macht, sie erwähnen Pfeffer und andere Gewürze sowie Indigo. Damit sind bereits die wesentlichen Dinge genannt, die einerseits Phantasie und Habgier der Europäer beflügelten, Gegenstand des Handels und später Ziel der kolonialen Eroberung waren.
Der Beitrag gibt einen Abriss über die wichtigsten Etappen und Aspekte der interkulturellen Beziehung zwischen Indien und Europa bzw. dem Mittelmeerraum von der Antike bis in die Neuzeit und zeigt dabei Verknüpfungen zur Einbindung dieser Thematik in den Unterricht im Sinne eines „inneren Curriculums“ auf.
Einführung
Globale Beziehungen in der Welt gibt es nicht erst seit der Entstehung dieses Begriffes und auch nicht erst seit dem Kolonialzeitalter, interkulturelle Kontakte zwischen dem euro-mediterranen Raum und Indien wie auch China existieren seit mehr als 2000 Jahren und diese Kontakte schufen Interdependenzen, die die Geschichte beeinflussten. War »das Mittelalter ein eurasisches Mittelalter?« fragt Hermann Kulke (– wohl eher rhetorisch).[1] Die »kognitive Entgrenzung« unseres mentalen Horizonts, nach einer treffenden Charakterisierung der Arbeit Michael Borgoltes [2], ist bislang wenig ins allgemeine Bewusstsein gedrungen und hat auch Mühe, abgesehen von einigen punktuellen Durchbrüchen, eine adäquate Berücksichtigung in schulischen Lehrbüchern zu finden.[3]
In der europäischen Vorstellungswelt war Indien das »Land, wo der Pfeffer wächst«, ein realer Bezugspunkt geographischen und ökonomischen Interesses, und gleichzeitig eine Projektionsfläche für die Phantasien von Fabelwesen und Monstern am Rande der Welt.[4] Indien war das Ziel aller Entdeckungsreisen im ausgehenden 15. Jh. und wurde dann doch von der unverhofften Entdeckung Amerikas in den Schatten gestellt. Dabei musste Indien gar nicht mehr »entdeckt« werden, sondern nur noch der direkte Seeweg dorthin.
Es gab Sagen vom Apostel Thomas, der das Christentum nach Indien gebracht haben soll, und Fantasien vom Reich des Priesterkönigs Johannes, vom dem der Papst zur Zeit des 2. Kreuzzuges angeblich einen Brief erhalten hat, der die mittelalterliche Literatur beflügelte. Noch in Hartmann Schedels Weltchronik von 1492 kann man lesen: »So hat Sant Thomas der appostell Indier land zum christlichen glawben bekeret.«[5] Europäische Reisende berichteten auch gern die Vorstellung von Adam und Eva auf Ceylon / Sri Lanka, von der eine der dortigen Legenden um den Adam’s Peak erzählt, übrigens auch von den Muslimen verehrt. Die Verortung des Paradieses im Osten führte zur Lokalisierung in Indien, z.B. auf der Ebstorfer Weltkarte um 1300. Seit der Antike wurde einer der Paradiesflüsse erst mit dem Indus und dann mit dem Ganges identifiziert.[6]
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Damit war Indien in eine pseudo-biblische Geographie einbezogen und galt quasi als Teil der christlichen Hemisphäre. Tatsächlich gab es ein orientalisches Christentum und auch reale Kontakte zu den Christen in Indien. Vasco da Gama, um gleich den Endpunkt vorwegzunehmen, hatte nicht die Vorstellung, in ein unbekanntes, sondern in ein bekanntes, aber nur weit entferntes Land zu reisen.
Vor allem gab es einen seit Jahrhunderten etablierten interkontinentalen Handel und einen interkulturellen Austausch in Wissenschaft und Technik. Bekannt sind die arabisch genannten Ziffern, die aus Indien stammen, wie auch unser Dezimalsystem, die Null und, weniger bekannt, auch weiterreichende mathematische Kenntnisse wie die negativen Zahlen kamen aus Indien, die Werke der Mathematikers Aryabhata (476-550 n. Chr.) und Brahmagupta (ca. 598 - nach 665), zuerst vermittelt durch den islamischen Gelehrten Al-Chwarizmi (gest. ca. 840), aus dessen Namen der Begriff des Algorithmus geprägt wurde.[7] .
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Indien war selbst auch Zwischenstation für geistige und materielle Importe aus dem Fernen Osten und diesbezüglich ist die Bedeutung der »maritimen Seidenstraße« zu betonen, die vielleicht wichtiger als die Seidenstraße über Land war. In jedem Fall gilt die fragende Feststellung Roderich Ptaks – »Südasien: Unterschätzte Welt?« - nicht nur für die frühgeschichtliche Zeit.[8]
Wenn auch die erhaltenen Berichte europäischer Reisender nicht sehr zahlreich sind, so erlaubt uns der Kenntnisstand wohl davon auszugehen, dass es eine »ständige Osmose von Nachrichten und Informationen durch die Reisenden« gab, und das waren vor allem Italiener, »ob sie nun durch den Willen Gottes«, wie Attilio Brilli sagt, d.h. im Auftrag des Papstes, oder »im Namen des Geldes und des Gewinns« unterwegs waren.[9] Ebenso unterschiedlich wie ihre Absichten waren freilich auch ihre Berichte, wenn auch manchmal alles zusammentraf wie bei Odorico von Pordenone, der in missionarischer Absicht die heidnischen Sitten in Indien verteufelte und deswegen bei deren Beschreibung der Fantasie freien Lauf ließ, während er auf der anderen Seite äußerst präzise die Dinge beschrieb, die im kommerziellen Interesse lagen, wie z.B. Pfeffer gewonnen wurde.[10]
Die Entdeckungsreisen der Zeitenwende um 1500 gelten als eine Tat des europäischen Genies, wären aber nicht ohne die wissenschaftlichen Erkenntnisse und technischen Errungenschaften aus dem Osten möglich gewesen: Für den vorliegenden Kontext sei vor allem das »Lateinersegel« genannt, ein Import aus China, das sich mit dem Dau genannten Schiffstyp aus Indien nach Westen verbreitete und später die Karavellen (von arab. qarib) hochsehtüchtig machte. Dieses »Lateinersegel« war mit baumwollenem Tuch aus Indien bespannt, eben Segeltuch, das heute noch im Englischen und Französischen nach der alten indischen Hafenstadt Calicut benannt [11] wird: calico (oder calicot).
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Tatsächlich prägten die interkulturellen Beziehungen zwischen dem euro-mediterranen Raum und dem Indischen Ozean die Geschichte beider Geo-Regionen seit der Antike. Zwei Zeugnisse seien hier vorweg genannt:
Als erstes das berühmte Kochbuch des Apicius (ca. 25 v. Chr. – vor 42 n. Chr.), demzufolge bereits in der augusteischen Zeit Pfeffer fast an jeder Speise war. In die verschiedenen Saucen kamen zusätzliche Gewürze aus Indien (hier wie auch andernorts in einem erweiterten geographischen Sinne für Südasien verstanden), wie Ingwer, Koriander, Narde, Mutterzimt (Malabathrum) und Kostwurz (Costus), wie es Apicius zu Beginn in seinem Buch bei den Grundlagen der Kochkunst beschreibt.[12] Die römische Küche war somit zumindest für eine obere Schicht von Wohlhabenden jener Zeit bereits eine interkulturelle Küche dank eines etablierten Handels mit Indien.
Als zweite Quelle möchte ich den Bericht eines anonym gebliebenen arabischen Reisenden aus dem 10. Jh. erwähnen, der offenbar vom Mittelmeer aus bis nach Magândscha kam, das war Mainz (lat. Moguntiacum), wo er zu seinem Erstaunen auf dem Markt nicht nur Silbermünzen aus Samarkand vorfand. »Seltsam ist es auch«, schreibt er, »dass es dort Gewürze gibt, die nur im fernsten Morgenlande vorkommen, während sie [die Stadt Mainz] doch im fernsten Abendland liegt, z.B. Pfeffer, Ingwer, Gewürznelken, Spikanarde, Costus und Galgant, sie werden aus Indien importiert, wo sie in Menge vorkommen.«[13] Der Bericht ist zwar erst durch eine Abschrift aus dem 13. Jh. überliefert, die genauen Angaben aber im Weiteren verweisen auf das 10. Jh. als Entstehungszeitraum.
Pfeffer, das im Mittelalter sprichwörtlich mit Gold aufgewogen wurde, hatte in den erhaltenen mittelalterlichen Kochbüchern nicht mehr den Stellenwert wie zu Apicius‘ Zeiten, dafür waren andere Gewürze aus Indien hoch im Kurs, wie z.B. der gerade erwähnte Ingwer.[14] Pfeffer war aber nicht nur ein Luxusgut, vielmehr war er auch wichtig wegen seiner Konservierungseigenschaften für Lebensmittel, er hielt Fleisch länger genießbar und überdeckte den trotzdem entstehenden Geschmacksverlust. So heißt es im 16. Jh. in Fischarts Übersetzung von Rabelais‘ Gargantua: »[...] über schwartz hennig stinckend Fleisch macht man sonst gern ein gelben Pfeffer.«[15] (Womit wohl der weiße Pfeffer gemeint ist?). Durch seinen Geruch hielt Pfeffer auch Schädlinge von anderen, pflanzlichen Lebensmitteln fern.[16]
Zu einem Zeitpunkt in der Antike also, als das Römische Reich erst seit kurzem den östlichen Mittelmeerraum unter seine Herrschaft gebracht hatte, und zu einem Zeitpunkt im noch frühen Mittelalter, als die aus dem geteilten Frankenreich hervorgegangene westeuropäische Welt noch weitgehend auf sich selbst bezogen schien, waren jeweils die Gewürze aus Indien und damit die Handelsbeziehungen dorthin offenbar schon gut etabliert
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Antike
Kunde von Indien gab es in der Antike zunächst über die Perser, die ihr Reich bis zum Indusgebiet ausdehnten. Im Sinne des Entdeckungstopos waren sie die Entdecker Indiens und nicht Alexander der Große. Allerdings erkundeten griechische Seeleute im Auftrag der Perser jene Grenzen der bekannten Welt. Auf diese stützte Herodot (zw. 490 u. 480 - ca. 424 v. Chr.) seine Notizen zu Indien, wo es heißt: »Dort tragen wilde Bäume Wolle als Frucht, die die Schafwolle an Schönheit und Güte übertrifft. Aus den Früchten dieser Bäume stellen die Inder ihre Kleidung her.« (Hist. III, 106). Von der Geographie Indiens hatte Herodot noch keine klare Vorstellung. Autoren wie Ktesias von Knidos (Indikà, um 400 v. Chr.), die eigene Erfahrungen hatten, trugen jedoch nicht nur Realien zur Kunde Indiens bei, sondern etablierte auch die Legende von den Fabelwesen am Rande der bekannten Welt, die die europäische Phantasie noch im Mittelalter in ihren Bann zog.
Wichtig bei Ktesias ist jedoch der »indischen Purpur«, also Indigo, mit dem die kostbare baumwollene Kleidung gefärbt und als Geschenk an den persischen König geschickt wurde. Als Arzt interessierte sich Ktesias auch für Heilpflanzen und Gewürze und nennt dabei den Pfeffer, der nach allgemeiner Auffassung auch erst durch Alexander im Westen bekannt geworden sei, aber ebenso schon von Hippokrates (ca. 460 – ca. 370 v. Chr.), einem Zeitgenossen des Ktesias, erwähnt wird: »Ein indisches Medikament, dass die Perser Pfeffer nennen.«[17] Das ins Griechische gegangene Wort πεπερι (peperi) stammt wohl vom indischen (Sanskrit) pippali.
Von seiner Bedeutung her nicht zu unterschätzen ist auch das aus Südostasien stammende, in China bereits sehr früh domestizierte und dann über Indien in den östlichen Mittelmeerraum eingeführte Haushuhn. Phönizische Händler haben es vermutlich nach Westen gebracht, eine systematische und weit verbreitete Zucht entstand aber offenbar erst unter den Römern. Gerade weil es ein so alltäglicher Nahrungslieferant wurde, eben kein Luxusobjekt, wurde es kaum beachtet, und es gibt nur wenige Quellen darüber. Die Forschung dazu hat erst angefangen.[18]
An Spektakulärem dagegen spielte für die antike Welt noch sagenhaftes Gold in Indien eine Rolle, das bei Herodot ungewöhnlich legendenhaft im Küstensand Indiens vorkommt und von Riesenameisen bewacht wird.[19] Andere Autoren schreiben mit nachhaltigerer Wirkung von den Goldschätzen in den Bergen oder sogar jenseits der Berge, vielleicht ein vager Hinweis auf das Gold der Skythen. Das Gold im Küstensand einer geographischen Region, die Herodot nicht persönlich bereist hat, erscheint mir wie ein nicht richtig verstandener oder vermittelter Hinweis auf Reichtum, der sich tatsächlich im Sand fand, nämlich in Gestalt der Kaurimuscheln an der indischen Westküste und auf den Inseln, v.a. den Malediven. Dort war das Geld im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen zu greifen und dies konnte sich gut in die Vorstellung vom Gold im Sande verwandelt haben. Bleiben noch die Riesenameisen, die hier die Rolle des Drachens als Hüter des Schatzes einnehmen, wie er uns aus der Sage aus unseren Breiten bekannt ist.
In der nachfolgenden hellenistischen Zeit verstärkten sich die Kontakte nach Indien. Schon der erste Seleukidenkönig schickte einen Gesandten, Megasthenes (ca. 350 – ca. 290 v. Chr.), an den Hof von Chandragupta Maurya (griech. Sandrakottos) (reg. 321-297 v. Chr.) nach Pataliputra (griech. Palimbothra, beim heutigen Patna), am Ganges. Unter dem buddhistischen König oder Kaiser Ashoka (rg. 236-232 v. Chr.) wurden wiederum indische Gesandte in alle hellenistischen Staaten geschickt. In seinem Buch Indikà verarbeitete Megasthenes umfangreiche eigene Erfahrungen vor Ort im Abgleich mit überliefertem Wissen seit Herodot. Dieses Wissen erfuhr durch ihn einen enormen Aufschwung und machte sein Werk zum wichtigsten der klassischen Quellen über Indien. Beispielsweise wurde darin zum ersten Mal das Kastenwesen oder der Opiumgenuss beschrieben, ebenso wie die Fruchtbarkeit des Landes, die eine zweimalige Ernte im Jahr ermöglicht, es finden sich darin aber auch die Fabelwesen und Monster wieder, mit denen man die Randzonen der Welt bevölkerte.
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Im Jahre 118 v. Chr. unternahm der ägyptische Grieche Eudoxos im Auftrag des Königs Ptolemaios VIII. Euergetes II. (reg. 145-116 v. Chr. ) eine Seefahrt von Ägypten nach Indien und hatte dafür einen – leider namenlos gebliebenen – Inder als Dolmetscher an Bord, wie Strabo (II, 3, 4) (63 v. Chr. – 23 n. Chr.) unter Berufung auf Poseidonios (135-51 v. Chr. ) berichtet. Der Inder habe zuvor in Ägypten Griechisch gelernt, sei selbst ein Seefahrer und nach Ägypten gekommen, weil er auf See abgedriftet und an der ägyptischen Küste gestrandet sei, vermutlich eher wohl weiter südlich.
Dieser kleine Hinweis deutet eine entwickelte Seefahrt der Inder an und belegt hier einen Fall der »Entdeckung« in anderer Richtung. Tatsächlich ist die Seefahrt zwischen Indien, Persischem Golf, Arabischer Südostküste und Somalia seit ältesten Zeiten archäologisch nachgewiesen, von Seefahrten erzählt auch der Rigveda, der wohl vor 1000 v. Chr. entstand, Handelsbeziehungen nach Babylon und Ägypten sind detailliert im 7. Jh. v. Chr. belegt. In der hellenistischen Zeit – ich benutze hier weiter die europäische Periodisierung – wurde in verschiedenen indischen Texten, religiösen wie profanen, einheimische Schiffstypen nach Größe und Tonnage beschrieben, wie auch die Schiffe der Yavanas, der Leute aus dem Westen, und die Bedeutung der Handelsmetropole Muziris (ungefähr beim heutigen Kodungallur, früher Cranganore).[20] Im 4. Jh. n. Chr. war die indische Kunst der Seefahrt hoch entwickelt, so beschrieb nämlich der chinesische buddhistische Pilger Faxian (alte Schreibweise Fa hsien oder Fâ-hien) seine Rückreise von Singhala (Ceylon, Sri Lanka) nach China in einem Schiff mit zweihundert Passagieren, meistens Kaufleuten, das man zu deren Schrecken fern von der Küste, durch Stürme hindurch, aber unter Umgehung der Piraten, quer über den Ozean bis nach Java steuerte, wobei man sich nach den Gestirnen orientierte.[21]
Der vorhin erwähnte in Ägypten gestrandete Inder diente nun Eudoxos als Lotse und kannte vermutlich schon die Gesetzmäßigkeit der Monsunwinde, später wird ihm der griechische Name Hippalos zugeschrieben und nach ihm der Monsunwind benannt. Eudoxos nahm für seine Reise nach Indien Geschenke mit, die Strabo nicht weiter spezifiziert, und brachte Essenzen und Edelsteine zurück. Auf der Rückfahrt von einer zweiten Reise (116 v. Chr.) wurde er, ähnlich wie zuvor der Inder, durch die Winde nach Südäthiopien abgetrieben, also wohl an die somalische Küste. Vielleicht war dies in beiden Fällen das Resultat einer noch nicht ausreichenden Vertrautheit mit dem Monsun.
Ein anonymer Bericht aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert, der unter dem Titel Periplus Maris Erythraei bekannt wurde, liefert bereits umfangreiche Informationen über die Seereisen im Indischen Ozean unter klimatischen, navigatorischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten, inklusive der Nutzung des Monsuns für die direkte Überquerung des Ozeans.[22] Gleichwohl folgt die detailreiche, logbuchartige Beschreibung v.a. den klassischen Reiserouten entlang der Küste. In dieser Zeit berichtet aber auch Plinius d. Ä. (24-79 n. Chr.) (VI, 23) von der Überquerung des Indischen Ozeans von einem südarabischen Hafen aus: die nördlichste Route führte nach Patale am Indus, die südlichste nach Muziris an der Malabarküste (wir kommen auf Muziris noch näher zu sprechen). Unter Nutzung der beiden entgegengesetzten Windrichtungen der Monsune wurde die Reise hin und zurück innerhalb eines Jahres abgewickelt. Plinius beschreibt auch, dass die Expeditionen des Schutzes durch Bogenschützen gegen Seeräuber bedurften, ein untrügliches Zeichen für einen entwickelten autochthonen Handelsverkehr im Indischen Ozean, der offenbar sowohl von arabischen als auch indischen Händlern betrieben wurde.
Plinius betont, dass man Waren aus Indien nach Hause brachte, die dort für das Hundertfache ihres Einkaufswertes verkauft werden konnten. Laut alexandrinischen Zollbüchern, wo die Waren zu 25% verzollt werden mussten,[23] betrüge der Wert der aus dem Römischen Reich nach Indien fließenden Geldes 50 Mio jährlich Sesterzen, gegenüber den geschätzten Einnahmen des Reiches in vespasianischer Zeit von 670 Mio Sesterzen ein ansehnlicher Betrag. Strabo spricht davon, dass zu seiner Zeit der Indienhandel auf ein Volumen von 120 Schiffen angewachsen sei gegenüber 20 unter dem König Ptolemaios XII. (gest. 51 v. Chr.), die von Myos Hormos (griech. “Muschelhafen”), einem ägyptischen Hafen am Roten Meer, nach Indien ausliefen) (II, 5, 118).[24] Der Handel beruhte wesentlich auf der Nachfrage aus dem Westen und die Handelsbilanz war entsprechend unausgeglichen, Gold und Silber floss nach Osten ab, was einige römische Autoren wie Plinius scharf kritisierten, verbunden mit einer moralischen Veurteilung der Gier nach Luxus.[25]
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[1] Hermann Kulke: Das europä- ische Mittelalter – ein eurasisches Mittelalter? Berlin (de Gruyter) 2016.(Das mittelalterliche Jahrtausend, hrsgeg. Von Michael Borgolte, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften)
[2] Benjamin Scheller: »‘Kognitive Entgrenzung‘ und wissenschaft- licher Stil in den Mittelalter- forschungen Michael Borgoltes«, in: Michael Borgolte: Mittelalter in der größeren Welt. Essays zur Geschichtsschreibung und Beiträge zur Forschung, herausgeg. von Tilman Lohse und Benjamin Scheller, Berlin (Akademie-Verlag / de Gruyter), S. 1-12.
[3] Vgl. auch Wolfgang Geiger / Hartmann Wunderer: »Horizont- erweiterung im Geschichtsunter- richt. Anknüpfungspunkte für ein globa- les Geschichtsverständnis«, in: Geschichte für heute – Zeitschrift für historisch-politische Bildung. Zeit- schrift des Verbandes der Geschichts- lehrer Deutschlands, 3/2016, S. 36-50.
[4] Zur Tradition der Monster von der Antike zum Mittelalter cf. Rudolf Simek: Monster im Mittelalter. Die phantastische Welt der Wunder- völker und Fabelwesen. Köln u.a.o. (Böhlau) 2015.
[5] Hartmann Schedel: Weltchronik. Kolorierte Gesamtausgabe von 1493, Köln (Taschen) 2001, Blatt CXCVII
[6] >Ebstorfer Weltkarte; Ganges auf der Ebstorfer Weltkarte, cf. Rainer Walter: »Der doppelte Paradiestext auf der Ebstorfer Weltkarte«, in: Nathalie Kruppe / Jürgen Wilke (Hg.): Kloster und Bildung im Mittelalter, Göttingen (V&R) 2006, S. 332f.
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Ebstorfer Weltkarte (um 1300) Wikimedia Commons
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Ausschnitt oben, Text:
[…] Darin entspringt auch eine Quelle, die sich in vier Ströme teilt, […]. Der Strom Physon, der auch Ganges genannt wird, entspringt in Indien am Berg Orcobares, fließt nach Osten und mündet schließlich in den östlichen Ozean. […]
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[7] Cf. u.a. Kay Peter Jankrift: Europa und der Orient im Mittelalter. Darmstadt (WBG), 2007, S. 99-101; fachwissenschaftlich: Georges Irah: Universalgeschichte der Zahlen. Berlin (Haffmanns & Tolkemitt), 2010, S. 476-544; Helmuth Gericke: Mathematik in Antike und Orient / Mathematik im Abendland. Sonderausgabe in einem Band, Wiesbaden (Fourier), 1992, (Teil 1) S. 183-195.
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Abu Dscha'far Muhammad ibn Musa al-Chwarizmi, ca. 780 – zw. 835 u. 850. Algoritmi: De numero Indorum, ca. 825, lat. Übers. aus dem 12. Jh., ed. Bologna 1857, S. 4.
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[8] Roderich Ptak: Die maritime Seidenstraße. Küstenräume. Seefahrt und Handel in vorkolonialer Zeit. München (Beck) 2007, S. 66.
[9] Attilio Brilli: Mercanti avventurieri. Storie di viaggi et di commerci. Bologna (Il Mulino), S. 15. (Übers. W.G.)
[10] Odorico da Pordenone: Itinerarium fratris Odorici fratrum minorum de mirabiolibus Orientalium Tartarorum / The iournall of Frier Odoricus, one of the order of the Minorites, concerning strange things which hee sawe among the Tarters of the East, ins Englische übersetzt und zuerst publiziert von Richard Hakluyt (Hrsg.): The Principal Navigations, Voyages, Traffiques and Discoveries of the English Nation, vol IX, 1589, neu herausgeg. von Edmund Goldsmid, Edinburg 1889, Kap. 3: How pepper ist had: and where it groweth, >Link
[11] tamil. Kallikkottai, heute Kozhikode, arab. »Kalikat« (die Vokale wurden jedoch nicht geschrieben); die Schreibweise »Calicut« ist in alten europäischen Texten belegt (italienische und portugiesische Quellen) und ist daher nicht Ausdruck einer späteren englischen Schreibweise.
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Portugiesische Karte von Jeronimo de Ataide, João Teixeira, 1630 (Wikimedia Commons)
Unten: Ausschnit mit der Stadt Calecut
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[12] Marcus Gavius Apicius: Über die Kochkunst, Stuttgart (Reclam), 1991, I, 3, 27, 32, 35 u. a. o. - Narde: Duft- und Heilpflanze (Fam. der Baldriane) aus dem Himalaya, bereits im A.T. erwähnt, auch als Gewürz eingesetzt; Mutterzimt (Malabathrum): indisches Lorbeerblatt (cinnamomum tamala); Costus/Kostwurz: Ingwergewächs aus Süd- und Südostasien.
[13] »Magândscha«, aus einer anonymen Quelle des 10. Jh.s, zit. in dem geografischen Lexikon Denkmäler der Länder des persischen Arztes und Dichters al-Qazwini im 13. Jh., zit. aus: Georg Jacob: Arabische Berichte von Gesandten an germanische Fürstenhöfe aus dem 9. Und 10. Jahrhundert, Berlin/Leipzig 1927, S. 31. – Vgl. Wolfgang Geiger: »Spezereien und Zahlungsverkehr aus dem Mittelmeerhandel«, in: Geschichte lernen Nr. 130, Juli 2009, »Weltwirtschaft«, S. 9-17, hier S. 15. Spikanarde: eine in Ostindien heimische Baldrianart; Galgant: ähnlich dem Costus (s.o.).
[14] Zu den Gewürzen in mittelalterlichen Kochbüchern mit quantitativen Analysen cf. Francesco Antinucci: Spezie. Una storia di scoperte, avidità et lusso. Rom / Bari (Laterza), 22016, S.50-61.
[15] Rabelais, Gargantua, ins Deutsche übersetzt von Johann Fischart unter dem Titel Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung..., 1575, >Zeno
[16] Cf. Hansjörg Küster: Wo der Pfeffer wächst. Ein Lexikon zur Kulturgeschichte der Gewürze. München (Beck) 1987, S. 191.
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[17] zit. nach J. H. Dierbach: Die Arzneimittel des Hippokrates, Heidelberg, 1823, S. 156.
[18] Der Stand der Forschung ist gut zusammengefasst bei Wikipedia,
[19] Herodot , Hist. III, 102-105: »Beim Bau ihrer unterirdischen Wohnungen werfen diese Ameisen Sand heraus […], dieser Sand ist goldhaltig. Nach diesem Sand werden die Inder in die Wüste geschickt […]; sofort verfolgen sie die Ameisen, die sie gerochen haben […]«
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Kaurischnecken/-muscheln auf einer 10-Rufiyaa-Banknote der Malediven. Wikipedia
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Pataliputra (früher Palimbothra) auf Wikipedia
Das Maurya-Reich, gegründet um 320 v. Chr. in Maghada (Ganges-Region) durch Chandragupta Maurya (gest. 297) , dehnte sich unter Ashoka, 268-232 v. Chr.) auf den ganzen Subkontinent aus.
Karte Wikipedia
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[20] Cf. Rosa Maria Cimino: »Ancient Indian Ships«, in: Dies. (Hg.): Ancient Rome and India. Commercial and cultural contacts between the Roman world and India. Istituto Italiano per il Medio ed Estremo Oriente, Rome / Italian Embassy Cultural Centre, New Delhi, 1994, S. 38-42; Himanshu Prabha Ray: »Shipping in the Indian Ocean: An Overview«, in: David Parkin / Ruth Barnes (Hg.): Ships and Development of Maritime Technology in the Indian Ocean. London/New York (Routledge), 2002, S. 1-27, hier 1-8; Ders., »Seafaring in Peninsular India in the Ancient Period: Of Watercraft and Maritime Communities«, in: loc cit., S. 62-91.
[21] Cf. A Record of Buddhistic Kingdoms Being an Account by the Chinese Monk Fâ-Hien of His Travels in India and Ceylon, (A.D. 399-414) in Search oft he Buddist Books of Discipline, translated and annotated with a Corean recension of the Chinese text by James Legge, Oxford (Calrenden Press) 1886, S. 112.
[22] Cf. Periplus Maris Erythraei, 56-57. The Commerce and Navigation on the Eryhraean Sea […] , with introduction, commentary, notes and index, by J. W. McCrindle, Calcutta/Bombay/ London 1879, S. 137f.
[23] Cf. Lionel Casson: »P. Vindob. G 40822 and the shipping of goods from India«, in: Bulletin of the American Society of Papyrologists 23, 3-4, 1986, S. 73-79.
[24] Vgl. auch Konrad Mannert: Geographie der Griechen und Römer, Teil 5: Geographie von Indien und der Persischen Monarchie bis zum Euphrat, Leipzig (Hahn), 1829, S. 121f.
[25] Pl. VI, 101; vgl. Hermann Kulke / Dietmar Rothermund: Geschichte Indiens. Von der Induskultur bis heute, München (Beck), 1998, S. 102.
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Auch wenn man solche Zahlenangaben immer cum grano salis nehmen muss, so machen sie doch deutlich, dass die Autoren dem Indienhandel eine große Bedeutung zumaßen. Dessen Realität wird durch Funde römischer Münzen in Indien bestätigt.[26] Tamilische Quellen berichten, dass die Yavanas Pfeffer mit Gold und Silber bezahlten, aber auch Öl, Wein, Glaswaren und anderes eintauschten.[27] Auch der Periplus zählt die Importwaren aus dem Westen auf, die aber offenbar trotzdem nicht für eine ausgeglichene Handelsbilanz reichten. Die Römer haben in Indien wohl auch dauerhafte Niederlassungen gegründet, an der Südwest- wie an der Südostküste , mit einem Augustustempel in der Stadt Muziris, der sich auf der berühmten Tabula Peutingeriana findet.[28]
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Schon früh, in der persischen oder hellenistischen Ära, wird Muziris in einem tamilischen poetischen Text als eine quirlige und lärmende Hafenstadt beschrieben, wo »Palmwein, als wäre es Wasser, denjenigen gereicht wird, die dort Waren von den Bergen und vom Meer abladen, denjenigen, die in den Lagunenbooten ‚Geschenke‘ aus Gold von den Schiffen an Land bringen, und denjenigen, die im Hafen im Durcheinander von den in den Häusern gestapelten Säcken mit Pfeffer zusammenströmen, und schließlich denjenigen, die nach Hause zurückkehren, nachdem sie den Fisch verkauft und die Säcke mit Reis auf das Boot gehievt haben.«[29]
Umfangreiche Ausgrabungen bestätigen die Bedeutung von Muziris, tamil. Muciri (Muchiri), heute Pattanam (pattinam oder pattanam = Hafen), als interkulturelle Handelsmetropole. Als ein grober Indikator mag gelten, dass ungefähr ein Viertel der über 5 Mio gefundenen Tonscherben in der Ausgrabungsstätte Pattanam nicht-indischer Herkunft ist (aus allen Epochen).[30] In der ebenfalls bedeutenden Hafenstadt Arikamedu (Podoukè im Periplus) an der Südostküste wurden neben zahlreichen römischen Artefakten und Münzen sogar Spuren der berühmten römischen Würze garum gefunden.[31] Der Periplus erkannte hier auch die Ausgangsbasis für Reisen in den Osten Indiens und darüber hinaus bis nach Südostasien.[32]
Trotzdem dürfen wir uns die Handelsbeziehungen nicht ausschließlich auf diesen direkten Expeditionen von Yavanas beruhend vorstellen, wie es die europäische Forschung lange Zeit in Analogie zur späteren kolonialen Expansion verstand und teilweise sogar in den römischen Niederlassungen Stützpunkte für einen politischen Herrschaftsanspruch zu erkennen glaubte.[33] DIese direkten Reisen sind nur am besten überliefert und eben auch mehrheitlich durch westliche Quellen. Archäologische Funde belegen jedoch auch Reisen in umgekehrter Richtung und die Präsenz von Indern im südarabischen Raum.[34] Die traditionelle Methode, wonach sich der Handel etappenweise vollzog, blieb weiterhin bestehen, schon weil sich der Handel oft in mehrere Richtungen verzweigte, oder die Händler aus Ost und West trafen sich in der Mitte, etwa auf der Insel Dioskurides (Sokotra), wo es Niederlassungen von Griechen, Arabern und Indern gab. Der Periplus erwähnt dort übrigens auch die Kultivierung der Indigopflanze.
Ein ägyptischer Papyrus aus dem 2. Jh. n. Chr. in griechischer Sprache bezeugt einen Handelskontrakt zwischen zwei westlichen Händlern in Muziris für einen Warentransport übers Meer bis zur ägyptischen Ostküste, dann per Karawane nach Koptos am Nil und von dort aus nach Alexandria. Das Geschäft lief auf Kreditbasis zwischen dem Geldgeber und dem Ausführenden ab, wobei die Ware als Garantie eingesetzt wurde.[36] Trotz einiger Unklarheiten aufgrund des fragmentarischen Zustandes der Quelle kann man hier vielleicht schon die Art der Geschäftsbeziehung erkennen, die im Mittelalter in der arabisch-islamischen Welt üblich und danach in Europa unter dem italienischen Namen Commenda bekannt wurde.[37]
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Mittelalter
Nach dem Niedergang seit dem 3. Jh. wurde im Mittelalter der Handel mit Indien und darüber hinaus wieder aufgenommen, aufgrund der neuen geopolitischen Veränderungen allerdings nicht mehr durch direkte Kontakte, sondern vermittelt durch die persisch-arabische, d.h. islamische Welt. Auch in den erhaltenen arabischen Quellen stehen weiterhin praktische Zielsetzungen, navigatorische Fragen usw., im Vordergrund.[38] Indiens Rolle als Transitland zwischen dem Fernen Osten und dem Westen auf der »maritimen Seidenstraße« nahm weiter zu. So beschrieb schon der alexandrinische Kaufmann oder auch Mönch, vielleicht spätere Mönch [39], der noch in der ausgehenden Antike (im 6. Jh.) eine Seefahrt nach Indien unternahm und deswegen Kosmas Indikopleustes, der Indienfahrer, genannt wird, die Rolle der Insel Taprobane (also Ceylon) als Ziel von Schiffen aus Persien, Äthiopien und China.[40]
[22b] Ein weiterer Umschlagplatz zwischen Ost und West war die Insel Kis (Kisch) vor der persischen Küste, quasi das nördliche Pendant zu Sokotra. Dazu schrieb der jüdische Reisende Benjamin von Tudela, aus Spanien, in den 60er Jahren des 12. Jh.s: »Auf dieser Insel machen die Kaufleute Station, die aus Indien und von den Inseln kommen. Die Kaufleute von Schin’ar, al-Jaman und Persien bringen dorthin Seidengewänder, Purpur, Flachs, Hülsenfrüchte aller Art. Die einen machen Geschäfte mit den anderen, denn die Kaufleute aus Indien bringen dorthin Gewürze in großer Menge, während die Inselbewohner zwischen den Kaufleuten vermitteln, davon leben sie.«[41]
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Karte zum Periplus: The Periplus of the Erythrean Sea, 1st Century CE Wikipedia
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Die Lokalisierung von Myos Hormos erfolgte lange Zeit fälschlich zu weit nördlich, wie auch auf dieser Karte aus dem Historischen Schulatlas von H. Kiepert (1879)(Wikimedia Commons).
Die heute archäöoloigisch nachgewiesene Identifizierung entspricht dem auf der Karte Leukos-limen benannten Ort, heute Qusayr (od. Quseir) al-Qadim.
Lucy Blue: »Locating the Harbour: Myos Hormos/Quseir al--Qadim: a Roman and Islamic Port on the Red Sea Coast of Egypt«, in: The International Journal of Nautical Archeology, Vol. 30, Issue 2, Sept. 2007, S. 265-281, Wiley Online Library Vgl. >Collège de France, Cours 2013/14: Le commerce entre l’Empire romain, l’Arabie et l’inde à la lumière des fouilles archéologiques dans le désert Oriental d’Égypte,
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[26] Cf. Cimino, op. cit., 6. (33.3.); Kulke, Das europäische Mittelalter…, op. cit., S. 19-23. Frances W. Prichett zeigt eine römische Münze, die einen indischen Gegenstempel erhalten hat, >Indian Routes
[27] Vgl. Romila Thapar: Early India. From the Origins to AD 1300. Berkeley / Los Angeles (Univ. of California Press) 22004, S. 241-243.
[28] Rosa Maria Cimino, »The ‚Periplus oft he Erythraean Sea‘«, in: Dies. (Hg.): Ancient Rome and India. Commercial and cultural contacts between the Roman world and India, New Delhi (Munshiram Manoharial Publ.) 1994. S. 9 und »The ‚Tabula Peutingeriana‘«, loc. cit., S. 10, sowie »The Yavanas«, S. 64ff.
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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana Kopie (spätes 12. Jh.) einer spätrömischen Wegekarte, benannt nach Konrad Peutinger (1465-1547),Wikipedia.
Cf. R. M. Cimino, „The ‚Periplus oft he Erythraean Sea‘“, „The ‚Tabula Peutingeriana‘“, „The Yavanas“, in: Ancient Rome and India, op. cit., S. 9-10, 64ff.
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[29] Nach der englischen Übersetzung in: Federico de Romanis: »Rome and the Nótia of India: Relations beween Rome and Southern India from 30 BC to the Flavian Period«, in: Federico de Romanis / Andre Tchernia (Hg.): Crossings. Early Mediterranean Contacts with India. New Delhi (Manohar Publ.), 1997, S. 95.
[30] Cf. P. J. Cherian / Jaya Menon: Unearthing Pattanam. Histories, Cultures, Crossings. >Catalogue 2014, S. 3. (27.8.2016); >Muziris Tourism
[31] Cf. Thapar, op. cit., S. 242.
[32] Cf. Periplus Maris Erythraei, 60, 63-64. S. 140f., 146f.
[33] Cf. Himanshu Prabha Ray: »Sailing to India. Diverse Narratives of Travel in the Western Indian Ocean«, The Athens Dialogues: Stories and Histories, Athens 25th – 27th November 2010, Athens Dialogues E-.Journal
[34] Cf. u.a. »The Red Sea and Arabia«, in: Cimino, op. cit., S. 53-59; XXXXCf. S. 240.
[35] Cf. Periplus Maris Erythraei, 30; S. 93f.
[36] Cf. Casson, op. cit (Anm. 20).
[37] Cf. Abraham L. Udovitch: Partnership and Profit in Medieval islam. Princeton (Univ. Press), 1970. Vgl. auch Wolfgang Geiger: »Spezereien und Zahlungsverkehr aus dem Mittelmeerhandel. Fortschritte des modernen Geldwesens durch den Fernhandel im Mittelalter«, in: Geschichte lernen 130, op. cit., mit Quellen.
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[38] Cf. Ptak, op. cit., S. 137.
[39] Balestracci hält ihn für einen »mercatore«, cf. Duccio Balestracci: Terre ignote, strana gente. Storie di viaggiaori medievali. Roma / Bari (Laterza) 2008, 22015, S. 11.
[40] Nach Michael Edwardes: Illustrierte Geschichte Indiens von den Anfängen bis zur Gegenwart. München/Zürich (Droemer/Knaur) 1961. [A History of India, 1960], S. 80f.
[41] Die Reisen des Rabbi Benjamin bar Jona von Tudela, in: Benjamin von Tudela / Petachja von Regensburg: Jüdische Reisen im Mittelalter, Leipzig (Sammlung Dieterich) 1991, S. 96.
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Karte Wikipedia
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Ausschnitt aus Idrisis Weltkarte (Tabula Rogeriana, 1154), Wikipedia
Vgl. Eastern Indian Ocean according to Idrisi (12th century), in: Robert Cripp: Digital Atlas of Indonesian History
Abu Abd Allah Muhammad ibn Muhammad ibn Abd Allah ibn Idris al-Idrisi, geb. um 1100 in Ceuta; gest. 1166 auf Sizilien
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Kurz zuvor, 1154, schrieb der arabische Gelehrte al-Idrisi, der am Hof des Normannenherzogs Roger II. in Sizilien einen Weltatlas mit detaillierten Beschreibungen erstellte, dass der Herrscher von Yemen von dieser Insel Keich, »mitten im Persischen Golf, gegenüber von Maskat«, gewaltsam Besitz ergriffen und somit dem Einfluss von Oman entzogen sowie die Kaufleute um ihren Reichtum gebracht habe. Die Inder fürchten ihn deswegen und leisten ihm Widerstand mit Hilfe ihrer Schiffe, die von Idrisi el-mechiat genannt werden [23b], und »von denen einige die Länge einer Galeere [frz. Übersetzung, an anderer Stelle ghazwanié*] haben und bis zu 200 Männer aufnehmen können.« An anderer Stelle präzisiert er die Länge eines Schiffes, das 150 Leuten Platz bot, mit »sechzig Ellen«. Die hier zugrundeliegende arabische Elle dürfte die damals im Maghreb übliche sein mit 47 cm (Elle von Tlemcen), da Idrisi aus Ceuta stammte und dem Mittelmeerraum verhaftet blieb, woraus sich eine Schiffslänge von 28,2 Metern ergibt.[42] Diese Größe erreichten die iberischen Karavellen erst mehr als dreihundert Jahre später. Es geht hier wohlgemerkt um hochseetüchtige Segelschiffe, nicht um Rudergaleeren. Die Abbildungen auf den Wandreliefs von Borobodur auf Java geben einen Eindruck von der hoch entwickelten Kunst der Seefahrt. Die indischen Schiffe waren damals aber schon alt, die Angabe Idrisis entspricht dem, was schon im 5. Jh. der chinesische Mönch Faxian beschrieben hatte (siehe oben).
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Das Prestige indischer Macht brachte ein anonymer arabischer Autor im 9. Jh. zum Ausdruck, indem er über das Königreich der Rashtrakuta-Dynastie (752-973), das sich von Südwestindien aus auf weitere Teile des Subkontinents ausdehnte schrieb, dessen Herrscher sei der mächtigste neben dem chinesischen Kaiser, dem Kalifen und dem Kaiser von Rum – also Byzanz.[43] Abgesehen von der Ermunterung zur Piraterie hatte der interkulturelle Handel in jener Zeit auch eine friedensstiftende Wirkung, er überbrückte religiöse und politische Differenzen und sogar manifeste Konflikte wie z.B. die Kreuzzüge durch ein gemeinsames Interesse jenseits davon. Aus einem um 1145 datierbaren Brief eines jüdischen Kaufmanns, der zusammen mit vielen anderen Dokumenten durch einen glücklichen Umstand in der Kairoer Geniza [44] erhalten geblieben ist, erfahren wir zum Beispiel, wie jüdische, arabische und indische Kaufleute miteinander vernetzt waren.[45]
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Abbildung von Schiffen in Wand-reliefs des Tempels von Borobudur, Java, 8./9. Jh.. Beleg für eine damals bereits hoch entwickelte Nautik im geographischen Raum der maritimen Seidenstraße. Oben: Wikipedia Unten: UNESCO
[42] Géographie d’Èdrisi, traduite de l’Arabe en Français […] par P. Amédée Jaubert, t.1, Paris (Impr. Roayale), 1836, 2ème climat, 6ieme section, S. 148; *ghazwanié cf. op. cit., 1er climat, 8ième section S. 71; ebd.; zur »Coudée royale« von Tlemcen vgl. Charles Broseelard: Les inscriptions arabes de Tlemcen, XIV., Revue Africaine, 1861, Nr. 27, S. 22-25 (>online)
[43] Philippe Beaujard: Les Mondes de l‘Océan Indien, t. 2, Paris (A. Colin) 2012, S. 78f.
[44] Geniza: Eine kleine Kammer in der Synagoge, Aufbewahrungsort von Dokumenten, auf denen Gott angesprochen wurde (z.B. in Begrüßungs- und Abschiedsformeln), und die deswegen nicht vernichtet werden duften.
[45] Nach der philologisch-kritischen Ausgabe in: S. D. Goitein / Mordechai A. Friedman: India Traders of the Middle Ages: Docu- ments from the Cairo Geniza. Leiden/ Boston (Brill), 2008, p.473-479.
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Der jüdische Händler und Schiffseigner (nakhuda) aus Kairo, eigentlich aus Aden stammend, Mahruz ben Jacob, schrieb von Mangalore aus seinem Chef und Schwieger- vater, Abu Zikri Kohen , der gerade in Broach (Bharuch, Bharukaccha) angekommen war und auf der Überfahrt dahin einen Piratenüberfall überlebt hatte. Der Briefeschreiber hatte Beziehungen zu einem offenbar indischen Kaufmann in Tana (Thane), der ebenfalls als nakhuda, also Schiffseigner, mit Namen Tinbu genannt wird; über ihn und sich selbst schreibt er, dass sie »durch untrennbare Bande der Freundschaft und Bruder- schaft verbunden sind.« Weitere Beziehungen gab es zu einem Araber namens Fofali (d.i. al-Fawfali – „Betelnusshändler“), und einem anderen, reichen Kaufmann, Sheikh Abul-Qasim Ibn Qattan („Kattun-Händler“), der offenbar eine Niederlassung in Mangalore hatte. Weitere Geschäfts- beziehungen werden genannt. Ferner erfahren wir, dass der Briefeschreiber seinem indischen Geschäftspartner Geld für seinen durch den Piratenüberfall in Schwierigkeiten geworden Schwiegervater zur Zahlung anwies, in arabischer Währung, und dass beide mit Seide und Pfeffer handelten.
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Nur zehn Jahre später, Mitte des 12. Jh.s, als sich der 2. Kreuzzug in den Nahen Osten aufmachte, erstellte auch der bereits erwähnte arabische Gelehrte al-Idrisi in Palermo seinen Atlas, demzufolge, glaubt man dem Autor, es in Südindien auch politische Konsequenzen des multikulturellen Zusammenlebens gab. So schreibt er nämlich über den König von Serendib (Ceylon), dass er ein Freund der Gerechtigkeit sei, der seine zwölf Wesire aus den vier Gemeinschaften rekrutiert: »vier aus seinem Volk, vier Christen [die als Griechen identifiziert werden], vier Muslime und vier Juden.«[46] Auch wenn das so nicht stimmen muss, so ist doch die dahinterstehende Absicht des Autors bemerkenswert. Idrisi hebt dann noch den ungeheuerlichen Reichtum hervor, sowohl dieses Herrschers (der namenlos bleibt), als auch des Landes, durch seine natürlichen Schätze wie Edelsteine, Perlen und Kulturpflanzen, wie auch durch den interkontinentalen Handel mit China und dem Westen.
Die geographischen Konturen Asiens waren bei Idrisi noch sehr vage, anders als die euro-mediterranen. Hier fehlten die Erkenntnisse von Ptolemäus (ca. 100 bis nach 160 n. Chr.), dessen Geographie erst 1397 in Konstantinopel wiederentdeckt und ins Lateinische übersetzt wurde. Doch auch bei Ptolemäus war die Gestalt des indischen Subkontinents noch weit von der Realität entfernt.
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Die bis ins Entdeckungszeitalter beste kartographische Darstellung Indiens schuf jedoch zwei Jahrzehnte vor der Wiederentdeckung von Ptolemäus die heute sogenannte jüdische Kartographenschule von Mallorca um Abraham Cresques auf dem sogenannten Katalanischen Atlas (1375).
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Dort ist der »König von Delhi« eingezeichnet, d.h. des Sultanats Delhi, das sich damals auf dem Höhepunkt seiner Macht befand; im Süden wird auf den Seehandel verwiesen, »zahlreiche Schiffe von verschiedenen Völkern«, die dorthin wegen der Gewürze kommen. Daneben sehen wir einen »König von Colombo«, der Name bezieht sich vermutlich auf die Stadt Kollam / Quilon in Kerala, also, anders als hier lokalisiert, an der Südostküste, dem ältesten römisch-katholischen Bistum Indiens, wohin, wie bereits erwähnt, der Dominikaner Jordanes von Sévérac (ca. 1290-1336) 1329 vom Papst als Bischof entsandt wurde.
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Katalanischer Text mit französischer Übersetzung in: J. A. C. Buchon: Notices sur un atlas enlangue catalane de l‘an 1374 […], Paris (Bibl. du Roi), 1838, S. 132.
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Auf der Karte wird dieser König von Colombo als Christ beschrieben, so wie an der tatsächlichen Südostküste [32a] noch ein »christlicher König Stephan« eingezeichnet ist mit dem Hinweis darauf, dass sich hier auch das Grab des Apostels Thomas in der Stadt Butifilis befindet. Der örtlichen Tradition nach soll der Apostel in Mailapur begraben sein, wo zuerst von den Portugiesen eine Basilika über dem vermuteten Grab errichtet wurde. [32b] Allerdings beurteilte Jordanes bei seiner Ankunft in Südindien diese Thomaschristen als Ignoranten, da sie Thomas mit Christus verwechselten und auch sonst kaum etwas vom Christentum verstanden, so dass sie erst einer Missionierung bedurften.[47]
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[47] Jordanes, Mirabilia descripta, IV, 31f.; Friar Jordanus: The Wonders of the East (ca. 1330), London (The Hakluyt Society), 1863, S. 23.
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Von der »Entdeckung« Indiens zur Entdeckung der »Arier«
»Wir kommen um Christen und Gewürze zu suchen«[48], erklärte auch Vasco da Gama zwei tunesischen Händlern, die er bei seiner Ankunft in Calicut traf. Damit werden die beiden Motive, die ihn zu seiner Reise veranlassten, kurz und bündig auf den Punkt gebracht, von denen jedoch das erstgenannte in unserer geschichtskulturell geprägten Wahrnehmung vom zweiten überschattet wird. Auf den Fall Konstantinopels folgte eine Erneuerung des Kreuzzugsgedankens, der auch Spanier wie Portugiesen stark beeinflusste, und man hoffte in den orientalischen Christen einen Bündnispartner gegen die Türken zu finden. Tatsächlich bestanden, wie bereits erwähnt, Kontakte zu christlichen Gemeinden in Indien und darüber hinaus [49], aber diese orientalischen Christen waren weder mächtig, noch willens, sich einem Kreuzzug der europäischen Katholiken anzuschließen.
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[48] Gernot Giertz (Hrsg.): Vasco da Gama – Die Entdeckung des Seewegs nach Indien. Ein Augenzeugenbericht 1497-1499, Stuttgart/Wien 1990, S. 81. Es handelt sich um einen anonymen, vermutlich von Alvaro Velho verfassten Bericht über die Reise Vasco da Gamas.
[49] Cf. u.a. Stehen Neill: A History of Christianity in India. From the Beginnings to AD 1707. London u.a.o. (Cambridge Univ. Press), 1984.
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Calicut im Orbis Terrarum 1572 Georg Braun: Civitas Orbis Terrarum, Liber Secundus. Antwerpen 1572. Wikipedia
Vgl. Fondazione Istituto Internazionale di Storia Economica “F. Datini” - Biblioteca in linea Dort wird Calicut fälschlich mit Calcutta übersetzt bzw. identifiziert.
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Wie sehr der Handel dagegen solche politisch-kulturellen Antagonismen überbrückte, sieht man noch einmal gerade daran, dass die Portugiesen in Calicut jene beiden Araber aus Tunis trafen, die ihrer größten Überraschung »genuesisch und kastilisch sprechen konnten.«[50] Vasco da Gamas Glaube, in Indien auf das Christentum zu treffen, zeigt sich dagegen auf beeindruckende Weise darin, dass er einen hinduistischen Tempel in Calicut entsprechend als Kirche identifizierte und die dort aufgestellten Statuen als die von Heiligen: »Sie hatten Kronen auf und besaßen vier oder fünf Arme, und ihre Zähne standen etwa einen Zoll weit vom Munde ab.« Die Genauigkeit der Beschreibung, für die es noch andere Beispiele gibt, kontrastiert frappierend mit der offensichtlich irrigen Erklärung des Beobachteten. Doch man sah eben, was man sehen wollte – ein herausragendes Beispiel für das Problem subjektiver Wahrnehmung im Kontext interkultureller Begegnung.
Später wird mit der Vollendung der britischen Herrschaft über das »Kronjuwel« des Empire die indische aufs engste mit der europäischen Geschichte verbunden, aber nicht nur im Sinne der kolonialen Abhängigkeit, denn auch die Unabhängigkeitsbewegung, die bei uns etwas zu sehr auf Gandhi fokussiert ist, setzte ein Signal für die weitere weltpolitische Entwicklung, nämlich für die Epoche der Entkolonialisierung.
Aus der Kolonialepoche möchte ich noch kurz ein Thema ansprechen, das auch in diesen Kontext euro-indischer Beziehungen gehört und doch quer zu allem anderen liegt. Die Sprachforschung hatte noch im 18. Jh. zunächst wertneutral die Verwandtschaft der indoeuropäischen Sprachen erkannt, die Kolonialzeit brachte eine Hochkonjunktur der philologischen Forschung und auch Begeisterung für die altindische Kultur mit sich. So ist das Goethe-Institut in Indien unter der Bezeichnung Max Müller Bhavan bekannt, nach dem (Mit-)Begründer der Indologie. Müller (1823-1900), der in Großbritannien lebte, forschte und lehrte, sprach sich gegen die rassentheoretische Vereinnahmung der Forschung durch den »Aryanism« aus. Der Siegeszug des Arier-Mythos, auch in der Wissenschaft, was gerne übersehen wird, war gleichwohl nicht aufzuhalten. Zunächst im kolonialen Kontext als Bestandteil der pseudowissenschaftliche Rechtfertigung der Ungleichheit der Menschen entstanden, entwickelte sich der Arier-Mythos dann um 1900 zur rassenideologischen Grundlage für den Antisemitismus und 1933 zur offiziellen Weltanschauung in Deutschland, mit den bekannten Konsequenzen. Was wäre aber der Antisemitismus ohne den »Arier« gewesen?
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50] Giertz, ebd.
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Curriculare Anknüpfungspunkte
Die Anknüpfungspunkte all dessen für den schulischen Unterricht liegen auf der Hand, beim letztgenannten Thema allemal. So kann man von der Antike über das Mittelalter, das Zeitalter der Entdeckungsreisen und die Phasen den Kolonialismus einen curricularen Längsschnitt des Bezugs zu Indien ziehen. Dieses interne Curriculum als Längsschnitt muss den etablierten Unterricht auch nicht über den Haufen werfen, weil es erlaubt, auf verschiedenen Etappen eines langen Weges immer wieder einen Bezugspunkt zu Indien zu setzen, der als solcher nicht zwangsläufig zeitaufwändig sein muss. Allerdings muss dieses Thema dafür erst aufbereitet und müssen die entsprechenden Quellen zur Verfügung gestellt werden.
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